Geschichte und Zukunft der Kryochirurgie

Die Kryomethoden (Kälteprozeduren) beeindrucken durch ihren seit Jahrhunderten bekannten Wirkungsgrad am Menschen.

"Kälte" als moderne Reiz- oder Regulationstherapie ist heute Bestandteil der Naturheilkunde. Durch gezielten Wärme-Entzug einzelner Körpergewebe ruft die erzielte Temperatur-Absenkung heilsame Reaktionen hervor.

Von Kryo-, Gefrier-, Vereisungs- oder Kältechirurgie spricht man, wenn bei der Gewebezerstörung die Gefrier-Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt liegen. Diese Basisforschung in der Kryomedizin auf der Grundlage guter wissenschaftlicher Praxis haben wir in Europa dem Dresdner Ärzteteam um Professor Wolfgang Matthäus Anfang der 60-er Jahre zu verdanken. In den USA wurde die erste präzis-gezielte N2-gekühlte Sonde des Chirurgen Cooper eingesetzt.

Die moderne Kryochirurgie stützt sich seit dieser Zeit auf theoretische, klinische und experimentelle Erfahrungen, wobei der Know-how Vorsprung oft aus Interessenskonflikten zurückgedrängt wird.

Die derzeit international und national bekannten angewandten kryo-chirurgischen Prozeduren, die sowohl an Hautläsionen als auch im Körperinnern im Temperaturbereich von bis -196°C mit Flüssig-Stickstoff (N2) durchgeführt werden, gehen auf einen Wissensstand zurück, der sich über eine lange Zeit hinweg etabliert hat. Jedoch sind auch hier die Erwartungen der Patienten zwischenzeitig höher geworden.

Die rasante Entwicklung neuer technischer Materialien und Verfahren hat der modernen Kryomedizin ein vereinfachtes wirksames cryochirurgisches System, das ökonomisch günstig und nicht apparateaufwändig ist (Tägl Praxis 2001; 42: 311 – 314), ermöglicht.

Die etablierte Stickstoff-Vereisung ( - 196°C ) wird ergänzt durch "Liquid freezing" mit seiner nicht ganz so tiefen Vereisungstemperatur des Flüssig-Distickstoffmonoxid (N2O) von -89°C sowie als "Contact freezing" in geschlossenen Sonden für superfizielle Läsionen der Haut und vor allem, wegen des gegenüber N2 geringeren kryogenen Hafteffektes der oralen und genitalen Übergangshaut ( Akt. Dermatol. 2009; 35: 279-282 Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York). Die ausreichende Wirkung des Flüssig-N2O wird bei vielen Läsionen im Vergleich zu N2 oft unterschätzt; Unabhängige Klinische Studien zeigen, dass die "Reichweite, nicht die Wirkung im wirksamen Bereich geringer ist" (Deutscher Dermatologe 1/2003). Zu erwähnen ist noch der CO2- Schnee mit einer Temperatur von bis -79°C im heute aktuell verwendeten effektiv-wirkenden Kühlmittel-Spektrum.

Moderne Kryochirurgie mit kontrollierbaren Leistungsparametern ist eine Voraussetzung für reproduzierbare Therapieerfolge. Sie hat sich als bewährte Alternative zu konventionellen Therapien (Laser, Scalpel, Medikamente...) schon lange gezeigt. Neben guten ästhetischen Ergebnissen werden Kälte-Behandlungen vom Patienten sehr gut vertragen. Sie werden ambulant durchgeführt und beanspruchen nur kurze Behandlungsdauer.
Die Genesungszeit beträgt ein Bruchteil der üblichen Zeiten.

Eine Herausforderung für CRYOALFA mit seinem "Liquid freezing" System stellt sich in der Entwicklung einer miniaturisierten Vereisungsmethode für die Anwendung im Inneren des Körpers, z. B. bei Prostata-oder Leberbehandlungen.
Das bedeutet eine schonende Therapie für den Patienten, wo der Patient wieder im Mittelpunkt seiner gesundheitlichen Versorgung unter Ausübung ärztlicher Behandlungskunst steht.


Quellen:

Wolfgang Matthäus:
Kryotherapie in Ophthalmologie und Dermatologie und Grundlagen der therapeutischen Kälteanwendung ( J.A.Barth 1989)

Hundeiker M., Sebastian G., Bassukas ID, Ernst K.:
Empfehlung zur Qualitätssicherung K 14: Kryotherapie in der Dermatologie (ABW –Wissenschafts-Verlag 2007)

Hundeiker M.:
Geschichte und Zukunft der Kryochirurgie in der Dermatologie (Georg Thieme 2009)